1955–1965: Modernismus, Exotica, Surf ... Teil 1

Ausgabe #1296 ... ein Hörsturz spezial

Bei genauerem Hinschauen läßt sich feststellen, "daß es mit dem Exotischen beim musikalischen Exotismus gar nicht so sehr weit her ist. Martin Dennys Vergleich mit dem Apfelkuchen, dem man eine Prise Mango hinzufügt, gilt nicht nur für die Instrumentierung, sondern für alle Elemente des musikalischen Exotismus: Im Grunde bleibt man beim Altvertrauten, das nur ein wenig aufgepeppt wird, damit es aufregend-fremdartig erscheint, ohne sich jedoch der Gefahr auszusetzen, sich tatsächlich mit etwas wirklich Fremdem konfrontiert zu sehen."
"Der Exotismus spiegelt uns eine grundlegende Unzufriedenheit mit der gegebenen symbolischen Ordnung der Musik wieder. Das von Freud konstatierte Unbehagen in der Kultur ist auch ein Unbehagen in der Musik. [...] Statt dem Füttern des Egos durch exotische Einsprengsel ist es die Aufgabe ästhetisch anspruchsvoller Musik, das traumatisierende Reale in der Musik selbst wieder auftauchen zu lassen."

Der musikhistorische Essay von Michael Koltan berührt wichtige Fragen der Ästhetik. Er hält einen kurzen Moment der Kulturgeschichte fest: die Exotica-Welle der späten fünfziger Jahre.
Psychoanalytisch geschult, mit einem Sensorium für Dialektik in der Kultur und nicht zuletzt sehr leidenschaftlich dringt Koltan in die Tiefen und Untiefen der Populärkultur jener Zeit ein.

Fortsetzung nächste Woche: Hörsturz #1297

 

Sendetermin
Samstag, 21. August 2021 - 22:00 bis 23:00
Wiederholung
Dienstag, 24. August 2021 - 23:59 bis Mittwoch, 25. August 2021 - 1:00
Mittwoch, 25. August 2021 - 14:00 bis 15:00
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