Nächtens nicht umnachtet: VOM LEIDEN

Hier geht es nicht um physische Gebrechen, sondern um gesellschaftlich induziertes Leid:

"Wir bewegen uns in einer vom Krieg zerstörten Landschaft, den eine Gesellschaft gegen sich und ihre eigenen Möglichkeiten führt."
(Guy Debord)

 

0:00 bis 2:00 Uhr:
Besinnung und Paralyse der Kritik
... oder: Warum man als Kritiker zum Melancholiker wird. Oder etwa umgekehrt?

Welchen Sinn macht es hier und heute, fundamentale Gesellschaftskritik zu üben? Hat das mit Hobby, mit Studium, mit persönlichem Fortkommen zu tun? Oder geht es möglicherweise doch um etwas anderes? Aber: Bewirkt das überhaupt irgend etwas? Zwei Vorträge beschäftigen sich – auf unangenehm verbindliche Weise – mit der Frage "Was soll's?"

  • Ein erschütternder Erfahrungsbericht aus dem Universitätsmilieu. Bettina Fellmann über Neues vom fröhlichen Positivismus: "Philosophieren im Stande allgemeiner Unmündigkeit" (Juni 2014), ein Ausflug in den geisteswissenschaftlichen Betrieb. Anhand einiger Erlebnisse in den Fachbereichen der ersten Philosophie-Semester arbeitet sie die Farcenhaftigkeit, Überflüssigkeit und zugleich die Funktion der gegenwärtigen akademischen Philosophie heraus, der ein Bezug zur materiellen Wirklichkeit immer mehr abhanden kommt. Davon ausgehend einige Anmerkungen darüber, was es überhaupt bedeutet, im Angesicht der nicht endenden Katastrophe zu denken.
  • Unerbauliche Reflektionen von Arne Kellermann zur Frage, wie mit der realen Ohnmacht radikaler Kritik im Angesicht des perennierenden Elends in großen Teilen dieser Welt umzugehen ist: "Zur Stellung (der Überbleibsel) des Denkens zum stacheligen Objekt; Fetzen kritischer Theorie in Zeiten konstitutiver Überflüssigkeit" (Juni 2013). Aus der Vortragsreihe "Nackte Gewalt – Die Übermacht der Verhältnisse und die Sprachlosigkeit der Kritik"

Jawohl, mit dieser Sendung kann sich der geneigte Hörer, die interessierte Hörerin einmal mehr an die eigene Nase fassen.
 

2:00 bis 4:00 Uhr:
Psychoanalyse als Aufklärung – Zum Fortbestehen des autoritären Charakters
Zwei Aufsätze, die sich mit dem aufklärerischen Erbe der Freudschen Psychoanalyse in der kritischen Theorie gestern und heute beschäftigen:
  • Ljiljana Radonic: "Psychopathologie der Normalität"
  • René Wiegel: "Die schlechte Aufhebung des bürgerlichen Subjektbegriffs"

Im Zentrum der Analysen steht die gesellschaftliche Bedingtheit des konformistischen autoritären Charakters.
Insbesondere wird dabei die – bloß noch auf Therapie abzielende – Revision der Lehre Freuds seitens psychoanalytischer Revisionisten wie Fromm und Erikson kritisiert.

 

 

Damit Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, auch nachts geistig nicht unterfordert oder gar umnachtet werden, senden wir hin und wieder eine Querfunk-Themennacht, unter dem Titel NÄCHTENS NICHT UMNACHTET.

.

Sendetermin
Samstag, 9. März 2019 - 23:59 bis Sonntag, 10. März 2019 - 4:00
Tags
Sendung: