Körperzustände - Eine Politik der Affekte

Was bindet Menschen hartnäckig an Mächte, von denen sie unterworfen werden, was lässt sie deren Parteigänger sein? Doch ebenso: Was lässt solche Bindungen reißen, was setzt mitunter unvermittelt Aufruhr und Revolte frei, künstlerisch wie politisch? Welche Affektionen, welche Affekte spielen hier eine Rolle, indem sie sich nicht auf eine Verfassung des „Bewusstseins“ zurückführen lassen? Affekte galten und gelten auch einem autoritären Kalkül revolutionärer Bewegungen als verdächtig, als „irrational“, so weit sie nicht von den Bürokratien der Apparate kontrolliert werden: sie entgehen ihrer Order und setzen unkalkulierbare Bahnungen und Fluchtlinien frei. Bereits Blochs Archäologie der Ungleichzeitigkeit aber hatte 1935, in Erbschaft dieser Zeit, gegen die stalinistische Orthodoxie eine Logik der Affektionen und Affekte entworfen, die über wesentliche Bedingungen des nazistischen Triumphs aufklärte. Und neuerlich insistieren – aus anderer theoretischer Perspektive – Deleuze und Guattari auf Intensitäten der Zeit, in denen sich ein Virtuelles in Perzepten und Affekten öffnet, die sich nicht psychologisieren lassen: „Der Affekt übersteigt die Affektionen nicht minder wie das Perzept die Perzeptionen.“ (Was ist Philosophie, 204) Nie war es nämlich das „richtige Bewusstsein“, stets waren es Affekte, „energetische Ladungen“ sozusagen, die das Politische bestimmten. Was bedeutet dies für die „Gegenwart“, für Begriffe des Ästhetischen und Politischen? Lässt sich eine „Politik der Affekte“ konturieren, in der sich gegenwärtige und kommende Revolten vorzeichnen?

Sendetermin
Freitag, 13. Februar 2015 - 14:00 bis 16:00
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