"Kollege kommt gleich!"

Die derzeitige Verwunderung, der "Skandal" über die Verleihung des Echo-Musikpreises an den Rapper Kollegah zieht in allen Medien weite Kreise.

Aber wo ist eigentlich die Kontroverse? Die Sache ist doch sonnenklar (wenn auch finster wie die Nacht):
Judenhaß und Frauenverachtung gelten als "jugendliche Provokationen"? Herrenmenschenfrisur und Gebieterbart sind "hip"? Das alles werde "falsch verstanden" und sei ganz anders gemeint, als es wirkt? Und überhaupt könnten sich szeneferne Menschen gar kein Urteil über die Eigenheiten der ach so authentischen Hiphop-"Kultur" erlauben?
Wie bitte? Mit Kultur und Ästhetik hat das alles schon lange nichts mehr zu tun. Das alberne Gehampel der vermeintlichen Musiker (Martin Büsser sprach treffend von "gestischem Präsenzwahn"), ihr dümmlich-prahlerisches Gereime und Gepöbel, das machistische Herrenmenschen-Gehabe, all das ist keine Inszenierung, es ist ein genau so zu verstehender Kultus. Es ist nicht mehr und nicht weniger, als was es scheint. Als Ironie oder Satire könnte das durchgehen, wenn die Fans zum Gegenteil des angeblich Inszenierten tendieren. Doch das ist offensichtlich nicht der Fall.

Einziger Gradmesser des Musikpreises Echo ist der kommerzielle Erfolg der ausgezeichneten Musiker. Peinlich peinlich, daß nun das neue, geläuterte, menschliche, tolerante Deutschland Unsympathen und Kanaillen wie Felix Blume ("Kollegah") nicht nur hervorbringt, sondern diese sogar zu Bestsellern avancieren. Es fällt schwer, darin ein Mißverständnis zu sehen.

Muß also am Volke liegen: Der geschmacklose Dreck gehört natürlich zu denen, die ihn auf den Thron hieven. Und so hat das Land Sprachkünstler wie diese verdient. Küren und lobpreisen muß man die trotzdem nicht.

Verbote und Zensur bringen eigentlich nicht viel, leisten Opfermythen Vorschub. Der Stumpfsinn gehört gesellschaftlich geächtet.

 

Ein Kommentar vom Hörsturz-Sekretariat